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von Stefanie Fröhlich 19 Apr., 2023
Sehr oft werde ich von Eltern für ein Coaching angefragt, weil ihr Kind zu schüchtern sei. Was ist überhaupt schüchtern? Ist dein Kind schüchtern UND ist es ein Wesenszug von deinem Kind? Oder ist dein Kind schüchtern durch ein traumatisches Ereignis in der Vergangenheit? Liegt das "Schüchtern-sein" im Wesen von deinem Kind, dann frag dich im ersten Moment, was ist der Nachteil und was ist der Vorteil daraus? Ist das wirklich ein Problem für dein Kind? Was ist deine Sorge dahinter? Die meisten Eltern meiner angefragten Coachings antworten auf die letzte Frage: "Die Schule". Meistens haben die Eltern Angst, dass Ihr Kind in der Schule untergehen könnte. Das die Lehrerin / der Lehrer ihr Kind nicht wahrnimmt oder das Mitschüler/Mitschülerinnen das Kind mobben. Schau hier nun mal genauer hin. Ist die Schüchternheit wirklich ein Problem für dein Kind? Lässt sich dein Kind von anderen ständig einschüchtern? Ist dein Kind ständig gehemmt und steht nie für die eigenen Bedürfnisse ein? Ist es immer schüchtern oder vielleicht nur in großen Gruppen? Denn nicht jedes Kind muss ständig mutig auftreten und sich als Anführer einer Gruppe behaupten. Wer sieht das Verhalten von deinem Kind als Schwäche? Überlegt doch mal gemeinsam: Welche Stärken entstehen durch das schüchtern sein? Welche Stärken hat dein Kind? Hat dein Kind immer wieder sehr stressige Momente durch die schüchterne Art? Hierfür gibt es viele tolle Tipps um die Resilenz (die Widerstandsfähigkeit) zu stärken. Die Möglichkeiten je nach Alter sind hier ganz unterschiedlich. Schreib mich gerne an, wenn du mehr wissen möchtest oder dir eine Begleitung für dein Kind wünscht. Ich empfehle auch gerne mein Resilienz Training. Ein ganz tolles und liebevolles Buch hat hier auch Imke Hummel geschrieben: "Mein wunderbares schüchternes Kind". Wird bei deinem Kind aus der Schüchternheit allerdings sehr oft Angst oder Panik, dann schau nochmal ganz genau hin. Was ist überhaupt Angst? Erstmal ist es ganz normal Angst zu haben, wenn die Angst überschaubar ist. Haben wir Angst reagiert unser Nervensystem körperlich um uns zu schützen. Wenn Du Dir eine Situation vorstellst, die dir Angst macht, kannst du das sofort - alleine durch die Vorstellung - spüren. Dein Herz schlägt schneller, dein Bauch zieht sich vielleicht zusammen oder dein Atem verändert sich. Unser Nervensystem bereitet sich vor. Wir reagieren auf die Angst mit Kampf, Flucht oder evtl. sogar mit Erstarrung oder Unterwerfung (fight, flight, oder freeze). Unsere Angst ist also sinnvoll, solange es nicht überhand nimmt. Denn unser Nervensystem hat einen Hauptjob: unser Überleben zu sichern! Hier unterscheidet es aber leider nicht zwischen dem Säbelzahntiger Angriff oder dem Panikanfall vor dem nächsten Referat. Was ist aber wenn die Angst zu viel ist? Oder vielleicht sogar ein Erlebnis oder ein Fehlalarm als Trauma abgespeichert wurde? Was tun, wenn ich oder mein Kind wochenlange unter innerer Unruhe, Anspannung, Sorgen und Ängsten stehe? Was ist wenn ich oder mein Kind plötzliche Panikanfälle hat und innerhalb von Minuten der Körper so hoch fährt, dass das Nervensystem in einem extremen Alarm ist? Oft ist hier sogar die Angst vor der Angst das große Problem, dass uns daran hindert unseren Alltag zu bewältigen. Das wichtigste hier ist früh Hilfe suchen und dadurch Strategien für die Regulation zu finden (bei Kindern evtl. auch Co-Regulation). Für Kinder ist es wichtig, dass die Angst sein darf und sie darüber sprechen dürfen. Oft hilft es Kindern schon, achtsam hinzuspüren wo die Angst ist (Welche Körperempfindungen sind da?). Kinder sind oft noch nicht so verkopft wie wir Erwachsenen und haben die Möglichkeit die Gefühle ganz anders zu spüren oder wahrzunehmen. Jedes Gefühl möchte gefühlt werden! Achtsamkeit-Übungen (z.B. was siehst du, was spürst du, was fühlst du) und somatische Regulation kann trainiert werden! Es gibt wundervolle hilfreiche somatische Übungen um möglichst früh (wenn der Alarm Modus anspringt) ein Tool an der Hand zu haben, mit dem ich mir selbst helfen kann. Ich durfte die wundervollen SOS-Übungen von der Traumatherapeutin Kati Bohnet (helperscircle.de) kennenlernen und baue diese gerne bei meinem Coachings mit ein. Möchtest du für dein Kind da sein, achte hier UNBEDINGT auch auf deine eigene Regulation. Denn (hier zitiere ich sehr gerne Kathi): "Du kannst nur gut halten, wenn du gut stehst!"
von Stefanie Fröhlich 14 Feb., 2023
Es gibt inzwischen so viele Erziehungsratgeber und noch mehr Bücher über Ratschläge zum Thema Kindererziehung. Was aber doch immer die erste Frage sein sollte, die du dir selber stellst: Wo stehe ich aktuell? Habe ich aktiv eine Entscheidung getroffen wie ich meine Kinder erziehen möchte? Was ist richtig und wichtig für mich? In diesem Beitrag habe ich heute kurz und knackig die verschiedenen Stile zusammengestellt und du kannst für dich prüfen wo du aktuell stehst und noch viel wichtiger, ob du etwas verändern willst. Es geht los mit dem autoritären Erziehungsstil! Kurzgesagt: ich möchte, dass mein Kind gehorcht und das tut was ich sage. Wenn es nicht gehorcht, muss ich Gehorsam erzwingen. Typische Sätze die Eltern in der autoritären Erziehung benutzen: „Wenn du nicht sofort... dann...“. oder auch „Wer nicht hören will, muss fühlen“, oder „So lange du deine Füße unter meinem Tisch hast...." Bist du vielleicht selber so groß geworden? Meine Generation und die davor (ich bin 1980 geboren) wurde hauptsächlich so erzogen. Unsere Generation hat zwar (meistens zumindest) keine Schläge mehr bekommen, aber eine „Watschn oder ein kleiner Klaps auf den Po hat ja noch nie jemanden geschadet“. Ja, es kann auch Vorteile in diesem Erziehungsstil geben. Es sind zum Beispiel klare Regeln da.. Regeln geben immer Orientierung und Sicherheit und das ist doch eigentlich gar nicht schlecht, oder? Aber wie werden genau diese Regeln eingehalten und durchgesetzt? Für mich stehen hier eindeutig zu viele Nachteile auf der anderen Seite! Diese sind: Die Selbstentfaltung der Kinder bleibt bei der autoritären Erziehung auf der Strecke. Der Selbstwert (das bedeutet: „Ich mag mich so wie ich bin“) fehlt sehr oft beim erwachsen werden. Die Pubertät ist meistens richtig schwierig, weil die Kinder sich viel mehr „befreien“ müssen und die tiefe Verbindung zu den Eltern fehlt. Es ist eben eine ganz klare Hierarchie da. Ich gehe sogar so weit und stelle das Wort Diktatur hier rein oder auch Konditionierung! Bei meinen Nachforschungen habe ich sogar rausgefunden, dass Kinder, die sehr autoritär erzogen wurden, ebenfalls ein viel größeres Risiko haben, später an psychischen Krankheiten zu leiden. Es gibt inzwischen sehr viele Studien dazu. Für mich sehr erschreckend. Was bedeutet denn dann der antiautoritäre Stil und ist dieser besser? Gehorchen und gehorsam sein findest du hier auf jeden Fall nicht. Es gibt viel Freiraum und meistens keine Grenzen. Entscheidungen werden den Kindern selbst überlassen. Manche nennen diesen Stil auch demokratische Erziehung. Nachteil: Es bringt oft das Risiko der Überforderung beim Kind mit sich. Bei manchen Kindern leiden hier die sozialen Kompetenzen. Nun kommen wir zur bedürfnisorientierten Erziehung. Was heißt das eigentlich genau? Richtig übersetzt heißt dieses Konzept eigentlich bindungsorientierte Elternschaft. Was eigentlich viel besser verdeutlicht, worum es dabei geht. In dieser Form fragen die Eltern sich: Wie gehen wir miteinander um, damit alle in der Familie gesehen werden? Es steht hier die (Ver-)Bindung im Vordergrund. Wichtig: Es geht nicht darum, dass nur die Bedürfnisse der Kinder gesehen werden! Vielmehr sollen die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder beachtet werden. Auch in diesem Erziehungsstil findest du ebenfalls den Wunsch nach Gehorchen und Gehorsam, aber eben in Verbindung UND in Sicherheit und das ganze freiwillig mit Kooperation! Denn wir alle haben ein Urbedürfnis in uns: Wir wollen folgen! Jaaaa, auch hier gibt es einen Nachteil: Es ist in jungen Jahren mehr Arbeit. Nach meiner Meinung aber Arbeit, die sich auszahlt! Wenn du diesen Weg gehen möchtest, bedeutet das: wir Eltern gehen vor, wir sagen was zu tun ist, aber die Kinder dürfen (mit)gestalten wie es gemacht wird und es werden immer wieder Kompromisse eingegangen. Vergessen dürfen wir aber nie, bei all den verschiedenen Methoden, sollten wir Eltern daran denken auch wir sind nicht perfekt! Wir wünschen uns alle das Beste für unsere Kinder. Wir möchten selbstbewusste Kinder großziehen. Kinder die sich selbst mögen und bereit sind ihr Bestes zu geben! Kinder die Empathie (Einfühlung) schenken und zwar sich selbst, aber auch ihren Mitmenschen. Wofür auch immer du dich entscheidest, bitte mach keine starres "Muss" daraus. Du musst dein Kind keine 24 Monate stillen, wenn du das nicht möchtest.. Es muss auch nicht unbedingt zwingend im Elternbett schlafen. Und manchmal rutscht uns dann eben doch ein "Wenn du nicht sofort...." raus. Was ist schon richtig und was falsch? Wer ist schon perfekt? Lasst uns einfach wieder alle mehr auf unser Herz und unseren Bauch hören! Finde dein eigenes richtig oder falsch. Wenn du weitere Tipps oder auch Umsetzungsmöglichkeiten möchtest, um deine Kinder möglichst bedürfnisorientiert zu erziehen, dann komm gerne auf mich zu oder abonniere meinen Instagram Kanal "froehlichundstark". Heute am Valentinstag noch einen kleinen Tipp von mir: Schenk dir heute einfach mal selbst was du brauchst oder liebst und sei es nur eine Selbstumarmung! Du bist richtig und wichtig! ☺ Alles Liebe Steffi
von Stefanie Fröhlich 07 Jan., 2023
Teenager - Sie meiden Luft, Sauerstoff und Sonne. Sie rollen die Augen, knallen Türen und auf einmal sind wir Eltern einfach nur noch peinlich und komisch. Warum manchmal „Hirn Wissen“ uns Eltern in dieser Zeit unterstützt und noch ein paar andere Tipps, findest du in diesem Blog Beitrag. Ich schreibe diesen Text aus zwei Gründen: 1. weil ich mir mehr Leichtigkeit in dieser Zeit und Verständnis für unsere Kinder wünsche 2. da wir selbst als Familie am Anfang dieser Zeit stehen und ich mich sehr intensiv mit diesem Entwicklungsalter befasst habe In der Pubertät verändert sich dein Kind. Oft ist es für uns Eltern kaum nachvollziehbar was da gerade passiert und vor allem in welcher Geschwindigkeit. Pubertät = Baustelle – das haben wir alle schon mal gehört. In dieser Phase wird nicht nur der Körper umgebaut, sondern auch das Gehirn und das radikal! Vieles was das Gehirn betrifft ist bis heute noch nicht komplett erforscht. Die Phase der Pubertät kann bereits ab 9 Jahren losgehen. Die Hirnreife ist tatsächlich erst mit Mitte 20 abgeschlossen. Das Gehirn schaltet sich einmal von vorne nach hinten in Teilbereichen ab und von hinten nach vorne wieder an. Vieles wird regelrecht gelöscht und neue „Autobahnen“ werden gebaut und verbunden. Das Gehirn strukturiert sich komplett neu. Bis zu 30.000 nicht benötigte Nervenverbindungen sterben während dieser Zeit pro Sekunde ab! Es ist kein Wunder, dass sich im Laufe von diesem Prozess das Auftreten der Jugendlichen von einem Moment zum anderen sehr krass verändern kann. Oft ist der Neocortex (der jüngste Teil von unserem Gehirn) komplett offline und regelrecht abgestöpselt. Das ICH-Bewusstsein von deinem Kind verändert sich und es wird dauern bis alles wieder an seinem Platz ist. Die Teens sind aufgrund der Veränderungen in ihrem Kopf oft nur noch emotions- und impulsgesteuert unterwegs. Verletzende Worte gegenüber den peinlichen Eltern rutschen sehr leicht raus. Das Verhalten der Jugendlichen unterliegt in dieser Zeit hauptsächlich dem limbischen System. Die Amygdala (Ihr erinnert Euch Tatütata-Amygdala) ist ständig im Notfall Modus. Hier reichen bereits kleine Auslöser. Es gibt Geschrei, Geheule, Tränen, agressives Verhalten und Rückzug. Dopamin, auch als Belohnungsbotenstoff bekannt, wird nicht mehr so leicht ausgeschüttet und braucht größere Reize (da die Dopaminrezeptoren kleiner sind). Vermutlich lässt sich so auch erklären, dass Teenager eine größere Neigung zu gefährlichen Aktionen haben und in dieser Zeit leichter Suchtverhalten entstehen kann. Dopamin hat aber ebenso eine wichtige Funktion bei der Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit. Zuweilen wirkt es so, als funktioniere das Gehirn der Jugendlichen nicht richtig. Es ist anstrengend! Ja für uns Eltern, weil wir gefühlt auf einmal mit einem „anderem“ Menschen unter dem Dach leben, „angezickt“ werden und alles dreimal (oder achtundzwanzigmal) sagen müssen. Aber vor allem für die Jugendlichen ist es verdammt anstrengend! Benutzt du solche Wörter wie „Pubertier“ oder „Pubertäts-Zicke“ kommt hier meine große Bitte an dich. Lass es ab heute! Stell dir mal vor, dir geht es nicht gut und alles in dir verändert sich in rasender Geschwindigkeit und nun stell dir vor du wirst mit Worten und Meinungen darüber belächelt und betitelt. Erwachsen werden ist eben kein Spaziergang und ein auf und ab der Gefühle. Genau in dieser Zeit entstehen auch meistens die ersten Glaubenssätze (z.B. „Ich bin nicht gut so wie ich bin.“). Erinnerst du dich an eigene negative Glaubensätze und die Arbeit diese endlichen gehen zu lassen? Nun kannst du aktiv beteiligt sein an positiven Glaubenssätzen für deine Kinder. Die Pubertät ist eine Chance! „Das hast du gut gemacht!“ oder „Du bist richtig so wie du bist.“ Diese Sätze brauchen unsere Teenager jetzt von uns. Welche Stärken hat dein Teenager? Schau aufs Gute und lobe genau diese Eigenschaften! Das Gehirn von deinem Teenager wird umgebaut und es wird dauern bis es mit der Umgestaltung fertig ist. Hast du schon mal renoviert oder vielleicht sogar ein Haus gebaut oder komplett umgestaltet? Dann weißt du, dass es Zeiten geben wird, wo es echt schlimm aussieht und du dir dein altes Zuhause zurückwünscht. Aber schau nach vorne und glaub daran, dass alles gut werden wird. Dein Kind muss sich jetzt lösen, damit es seinen eigenen Weg findet. Finde dein Vertrauen in dein Kind! Denn genau dieses Vertrauen ist jetzt so wichtig! Du hast den Grundstein und das Ur-Vertrauen in dein Kind gelegt, nun muss es selbst voran gehen. Meine wichtigsten Tipps zusammengefasst: 1) Komm vom Erziehen ins Begleiten. Leg das Erziehen beiseite und kümmere dich um die Beziehung. Kommuniziere auf Augenhöhe! 2) Lass los und sei da, wenn du gebraucht wirst, ohne solche Vorwürfe wie „Ach jetzt bin ich wieder gut genug!“ 3) Finde dein Vertrauen in dein Kind! Finde zurück zu deiner Leichtigkeit! Such dir hier ggf. auch Unterstützung! 4) Nimm nicht alles zu persönlich. Denk daran, dein Teenager ist aktuell emotions- und impulsivgesteuert unterwegs. 5) Denk immer daran. Pubertät kann eine Chance sein! 6) Vermeide Machtdemonstrationen! Auch wenn diese Machtspiele (wie z.B. Handy Verbot) sehr verlockend sind, dein Teenager wird sie nur als unfair und gemein ansehen und nichts daraus lernen. Meistens endet es in einem Teufelskreis und beide Seiten werden immer krasser. Sucht gemeinsam andere Wege. Auch hier gilt, manchmal hilft ein Blick von außen! Pubertät ist eine Phase und glücklicherweise kein Schicksal ☺! Teenager sind in dieser Zeit aber auch so kreativ, idealistisch und originell wie wahrscheinlich nie wieder in ihrem Leben. Glaub an dich! Glaub an dein Kind! Ihr schafft das! Für Unterstützung melde dich gerne bei mir! Alles Liebe für euch! Deine Steffi
von Stefanie Fröhlich 01 Dez., 2022
Seit ein paar Jahren versuche ich ohne Belohnung und Bestrafung zu erziehen. Das war einmal anders. Ich habe einiges durch! Aufkleber für „gute Tage“, eine Schatzkiste mit kleinen Geschenken, die meine Kinder gegen 10 gesammelte Punkte eintauschen konnten. Eine Feuerwehr um endlich die Windel los zu werden. Eine Kinderkamera im Tausch gegen die Schnuller. Ich habe sogar das ein oder andere mal das Christkind oder den Nikolaus angerufen! So richtig gut fühlte sich das für mich nicht an und das ein oder andere mal wackelten meine erlernten Methoden. Aber es funktionierte ja, allerdings meistens nur für kurze Zeit! „Wer nicht hören will, muss fühlen“. Diesen Satz habe ich sehr oft gehört als Kind und hatte ihn zu meiner Wahrheit gemacht. Dann kam die Schule. Die ersten Noten. Die ersten Bewertungen von außen. Ich habe Zwillinge. Einer lernte, einer nicht. Der, der lernte erhielt eine 3 und der, der nichts tat eine 1. Müsste nicht das Kind, welches gelernt hatte, viel mehr Lob erhalten, weil es etwas dafür getan hat - auch wenn es „nur“ eine 3 war? Muss ich das Kind, welches einfach so (ohne etwas dafür zu tun) eine 1 erhält, auch belohnen für das Ergebnis? Mein System schwankte nicht nur, es wurde immer schiefer. Was ist mit Bestrafung? Wollte ich wirklich meine Kinder bestrafen? Nein, eigentlich wollte ich das nicht. Aber i st eine Belohnung, denn nicht der „kleine Bruder“ von einer Bestrafung? Denn wenn mein Kind das von mir gewollte Verhalten nicht zeigt, bekommt es doch die Belohnung nicht, oder doch? Die fehlende Belohnung wird also zur Bestrafung! Es war ein Prozess. Heute entscheide ich mich gegen eine Erziehung mit Belohnung und Bestrafung. Rutscht mir trotzdem manchmal ein „wenn du nicht… dann“ raus? Aber HALLO, jaaaa natürlich. Aber inzwischen höre ich sofort meinen inneren Alarm und trotzdem habe ich manchmal einfach (in dem Moment!) keine andere Option. Dann akzeptiere ich meinen Satz und überlege danach wie ich die Situation hätte anderes lösen können. Denn ICH WILL auf Belohnung und Bestrafung verzichten. Wie geht man das nun an? Warum lohnt es sich so sehr? Jesper Juul sagte einmal: „Wir müssen unsere Kinder als gleichwürdige Wesen wahrnehmen und ihre Wünsche, Anschauungen und Bedürfnisse ebenso ernst nehmen wie die der Erwachsenen.“ Ein wichtiges Wort dabei ist gleichwürdig. Es hat nichts damit zu tun, dass mein Kind tun kann was es will!!! Denn nicht nur die Bedürfnisse der Kinder werden geachtet, sondern die aller Familienmitglieder und zwar gleichwertig. Ganz oft geht es im ersten Schritt darum die verstaubten Erziehungsmuster und Methoden zu hinterfragen. „Das Kind muss ruhig sitzen.“ Warum? Stört es dich? Ist es dir wichtig? Wenn ja warum? Hinterfrage (dich!) und sprecht in der Familie darüber. Findet gemeinsame Familienregeln und überprüft diese immer wieder. Erkläre deinem Kind warum es für Dich wichtig ist, sprecht darüber wie die Regel für alle in Ordnung ist. Wenn du die Herausforderung annimmst, die Zeit investierst und dich traust (oder dir erlaubst) die verstaubten und ausgetretenen Pfade von alten Erziehungsmethoden zu verlassen, wirst du eine Menge über dich und deine Kinder erfahren. Es geht nicht um erziehen, sondern um BEZIEHUNG! Ein Familienalltag ohne Strafen führt genau dazu: Beziehung und Verbindung . Es führt zu mehr Leichtigkeit ohne kraftraubende Machtkämpfe und einem Hin und Her aus Strafe und Trotzreaktion! Was dabei raus kommt? LIEBE! Liebe, ohne Bedingungen! Vielleicht ist jetzt zum Ende von diesem Jahr der Zeitpunkt da alte Glaubenssätze los zu lassen und Neues willkommen zu heißen. Wie wäre es mit diesem neuem: Ich bin nicht perfekt und das ist gut so! Ich gebe mein Bestes und mag mich! In diesem Sinne wünsche ich Euch schöne und FRÖHLICHE (unperfekte) Weihnachten! Eure Steffi
von Stefanie Fröhlich 13 Nov., 2022
Gestern Abend war ich mit meiner Freundin etwas trinken und sie erzählte mir, dass sie mit ihrem 2-jährigen nicht mehr auf den Spielplatz geht, da er dort momentan ständig andere Kinder schlägt. Kein anderes Kind darf seine Spielsachen anfassen und ständig gebe es dort Streit und Ärger. Sie erzählte mir, dass ihr Mann ihr riet, dem Sohn keine Spielsachen mitzugeben und ihre Mutter ihr empfiehl, ihm doch jedes Mal einen Klaps auf den Po zu geben. Ihr selbst war das ganze einfach nur noch peinlich und sie mied die Situation auf dem Spielplatz. Ich dachte an die Kleinkinder Zeit bei meinen Kindern und ich erinnerte mich an die vielen Gedanken und alten Glaubenssätze in meinem Kopf. Oft hörte ich so viele Stimmen und Ratschläge in mir, dass ich schon gar nicht mehr wusste, was eigentlich wirklich meine eigene Stimme war. Damals las ich zufällig einen Artikel über die „Amygdala“ (ein Teil unseres Gehirn, was unter anderem für unsere emotionalen Reaktionen zuständig ist). Dies half mir meine Kinder zu verstehen. Was passiert da also im Kopf von 2jährigen Kindern? Hier nun eine Zusammenfassung von mir: Die Entwicklung von unserem Gehirn ist tatsächlich erst mit circa 25 Jahren komplett abgeschlossen. Zwischen 3 und 7 Jahren passiert eine sehr rasante Entwicklung. Bis zum 3. Lebensjahr verfügen Kinder über keine „inhibitorische Schleife“ (du kannst dir das wie eine STOPP Taste in deinem Gehirn vorstellen). Diese Stopp Taste entwickelt sich erst im 3./4. Lebensjahr. Sie sorgt dann dafür unsere ersten Impulse zu bremsen. Kinder mit 2-3 Jahren haben ein großes Neuronen Chaos im Kopf. Ab ca. 3 Jahren geht es langsam los mit der „Entwirrung“. Ärgere ich mich als Erwachsener z.B. über eine Aussage von meinem Kollegen, springt mein Emotionszentrum an (die Amygdala – ich nenne sie auch gerne „Tatütata Amygdala“). Ich als Erwachsener steuere aber dann mit meinem präfrontalen Cortex mein logisches Denken an. Auch wenn mir danach ist, ihm den Tacker an den Kopf zu schmeißen, tue ich genau das nicht, sondern drehe eine „Schleife“ in meinem Kopf. Ich frage mich vielleicht:, „Hat er das jetzt wirklich gesagt? Was genau meint er damit?“ Ich habe dann die Möglichkeit in eine Diskussion zu gehen, oder meine Reaktion bewusst zu steuern. Jetzt mal ganz ehrlich: funktioniert das IMMER bei uns? Oder flippen wir selber manchmal einfach aus und ärgern uns dann kurze Zeit später über unsere Reaktion? Kleine Kinder haben aber nicht mal die Möglichkeit ihr logisches Denken anzuschmeissen. Es ist ihnen definitiv noch nicht möglich, da diese Verbindung im Gehirn noch nicht da ist. Hier erfolgt also auf einen Reiz eine Reaktion und dann landet eben in unserem Beispiel die Schaufel auf dem Kopf von einem anderen Kind. Natürlich gibt es hier unterschiedliche Persönlichkeiten. Es gibt Kinder die brüllen, wenn sie sich geärgert fühlen, Kinder, die kaum reagieren und eben mein Kind, dass die Schaufel fliegen lässt. Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: die „Theorie des Mentalen“ (Theory of Mind). Dies beschreibt die Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer hineinversetzen zu können. Bedeutet, die Gedanken und die Überzeugungen von anderen logisch zu erschließen. Diese Fähigkeit ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich erst mit der Zeit. Was sagt uns das jetzt? Kurzgesagt einem 2jährigen ist es ziemlich „wurscht“, ob die Schaufel auf dem Kopf jemand anderem weh tut. Denn in seiner Wahrnehmung existieren Gefühle oder Schmerzen des anderen Kindes gar nicht. Was können wir denn nun aktiv in genau dieser Situation tun? Meine Einladung an dich: Aushalten und versuchen nicht zu bewerten. Sehen was gerade passiert und eben genau dies aussprechen. Du kannst zum Beispiel sagen: „Du bist wütend, weil du alleine mit deinen Spielsachen spielen willst.“ Du hilfst damit deinem Kind sich zu entwickeln, da du seine Gefühle spiegelst und in Worte fasst. Du arbeitest hier sogar aktiv an seiner mentalen Entwicklung! Was braucht dein Kind jetzt? „Du möchtest deine Ruhe und alleine spielen?“ Biete dann eine Alternative an und gehe liebevoll in deine elterliche Macht: „Wir gehen hier hinüber, denn da ist kein anderes Kind.“ Nein, dein Kind ist kein Tyrann. Nein, dein Kind will dich damit nicht ärgern. Ja, es steckt immer ein nicht erfülltes Bedürfnis dahinter. Dein Kind handelt in diesem Moment aus seiner besten Option heraus. Und wenn du jetzt denkst, „aber irgendwann muss er doch teilen lernen.“ Dann verabschiede dich von diesem verstaubten Glaubenssatz. Er wird es lernen! Ganz sicher! Vertraue! Du als Mama, oder Papa darfst dich fragen: Welches Bedürfnis ist bei meinem Kind nicht erfüllt? Ruhe? Will es vielleicht deine Aufmerksamkeit? Ist dein Kind müde, hungrig? Hat es heute vielleicht schon viele Kompromisse geschlossen und ist jetzt nicht mehr bereit für einen weiteren Kompromiss? Am Ende geht es bei deiner Reaktion immer um das WIE. Wie handelst du? Versuche im Vertrauen zu bleiben, was ist jetzt in diesem Moment da? Und wenn es diesmal nicht geklappt hat, sei nicht nur milde zu deinem Kind, sondern auch zu dir! Es wird bestimmt ein nächstes Mal geben.... Alles Liebe, Eure Steffi
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